Frühe Zeiten - Arbeit vor der FR

Vergiß Kränkungen, aber nie Freundlichkeiten.
Das "Hamburger Echo" überlebte den Weggang Karl Grobes gerade mal ein Jahr. Der "Vorwärts", zu dem er wechselte, trägt zumindest noch diesen Titel. 1968 kam die historisch bedeutsame Stunde der "Frankfurter Rundschau". Grobes Artikel passten in Zeiten von Notstandsgesetzgebung und Großer Koalition den SPD-Parteioberen nicht mehr ins Konzept. Karl beschloss, den "Vorwärts" zu verlassen und erwog einen Wechsel zum "Weser-Kurier" nach Bremen.
Doch dessen Verleger hatte weder Stelle noch genügend Geld - so dass er seinen alten Freund Karl Gerold ins Spiel brachte. Der FR-Herausgeber war gerade zur Kur, so dass die Einladung nach Frankfurt von Karl-Hermann Flach ausging: "Kommen Sie doch mal vorbei, falls Sie mal zufällig in Frankfurt sind." Drei Tage später weilte Karl Grobe "zufällig" in Frankfurt bei seinen Schwiegereltern - die gemeinsame publizistische Erfolgsgeschichte konnte beginnen.

Frühwerk: Texte aus dem "Hamburger Echo"

Herzlichen Dank dem Rechercheteam der Bibilothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn.

Ein Blick zurück - nicht ohne das liebste Werkzeug

Es war im Jahre 9 v.d.I. (vor dem Internet). Genauer gesagt, am 12. Oktober 1964 vormittags. Die Agenturen meldeten, die Sowjets hätten ein Raumschiff mit sage und schreibe drei Personen an Bord in die Umlaufbahn befördert. Das war ein Thema für die Abendzeitung, für die ich damals zu schreiben die Ehre hatte (es war eine Ehre; von Gehalt konnte man bei einer sozialdemokratischen Lokalzeitung kaum reden, ohne so rot zu werden, wie das Blatt gar nicht mehr war). Die Redaktion hätte den Lesern - es gab sie wirklich im Plural - mitgeteilt, wer an Bord war und weshalb. Das sagten die Agenturen nicht weiter.

Der Moskauer Rundfunk aber würde den Weltraum-Triumph mit Fanfaren feiern, sagte ich mir. Ein Rundfunkgerät mit ganz brauchbarem Kurzwellenteil hatten wir. Draht hatten wir auch, um eine Antenne zu improvisieren, und Moskau war gut zu hören, in russischer Sprache; die Frage, ob ich das denn verstehen könne, gar noch Kommunist sei (wer sonst gab sich mit Stalins Sprache ab?), überhörte ich in professionellem Eifer und konnte den Lesern die Namen Komarow, Feoktistow und Jegorow mitteilen, 24 Stunden vor der Konkurrenz. Auf diese Weise wurde das technische Gerät aus der Sparte Unterhaltungselektronik zum Werkzeug der Nachrichtenbeschaffung.

Es war nicht das abgebildete Gerät; was wir damals benutzten war ein umfangreicher Röhrenempfänger. Die Transistoren waren gerade erst erfunden, von integrierten Schaltkreisen wusste kaum der Fachmann im Reparaturladen, und Chips - noch ohne den Zusatz "Mikro" - kannten wir als englische Beigabe zum Nationalgericht fish. Das Radio oben im Bild steht in meinem Büro. Leider passt es nicht ganz problemlos ins Reisegepäck.

Die Japaner haben nun längst alles viel kleiner gemacht, die Taiwaner und die übrigen Chinesen haben die Miniaturisierung bis in den Bereich der Preisgestaltung fortgesetzt, so dass ich bei Touren in fremde Länder einen Weltempfänger mitnehmen kann, der nicht wesentlich größer ist als mein Brillenfutteral und trotzdem als Instrument der Nachrichtenversorgung viel mehr leistet als die Holz- und Metallkiste von anno 1964.

Die Deutsche Welle spürt die mit Elektronik vollgestopfte Plastik-Schachtel in Hiroshima oder in Pretoria ebenso zuverlässig auf wie die immer noch unübertrefflich akkurate British Broadcasting Corporation. Gelegentlich konnte ich - mit bescheidener Geste angebend - Bonner Amtsträgern draußen in der fernen Welt erzählen, wie hoch ihre Partei gerade eben Kommunalwahlen gewonnen hat. Doch das Werkzeug Weltempfänger ist geradezu unentbehrlich in Staaten, in denen Nachrichten zensiert werden. Kurzwelle kommt immer durch.