Der Moskauer Rundfunk aber würde den Weltraum-Triumph mit Fanfaren feiern,
sagte ich mir. Ein Rundfunkgerät mit ganz brauchbarem Kurzwellenteil hatten
wir. Draht hatten wir auch, um eine Antenne zu improvisieren, und Moskau
war gut zu hören, in russischer Sprache; die Frage, ob ich das denn verstehen
könne, gar noch Kommunist sei (wer sonst gab sich mit Stalins Sprache ab?),
überhörte ich in professionellem Eifer und konnte den Lesern die Namen Komarow,
Feoktistow und Jegorow mitteilen, 24 Stunden vor der Konkurrenz. Auf diese
Weise wurde das technische Gerät aus der Sparte Unterhaltungselektronik zum
Werkzeug der Nachrichtenbeschaffung.
Es war nicht das abgebildete Gerät; was wir damals benutzten war ein umfangreicher Röhrenempfänger. Die Transistoren waren gerade erst erfunden, von integrierten Schaltkreisen wusste kaum der Fachmann im Reparaturladen, und Chips - noch ohne den Zusatz "Mikro" - kannten wir als englische Beigabe zum Nationalgericht fish. Das Radio oben im Bild steht in meinem Büro. Leider passt es nicht ganz problemlos ins Reisegepäck.
Die Japaner haben nun längst alles viel kleiner gemacht, die Taiwaner und die übrigen Chinesen haben die Miniaturisierung bis in den Bereich der Preisgestaltung fortgesetzt, so dass ich bei Touren in fremde Länder einen Weltempfänger mitnehmen kann, der nicht wesentlich größer ist als mein Brillenfutteral und trotzdem als Instrument der Nachrichtenversorgung viel mehr leistet als die Holz- und Metallkiste von anno 1964.
Die Deutsche Welle spürt die mit Elektronik vollgestopfte Plastik-Schachtel in Hiroshima oder in Pretoria ebenso zuverlässig auf wie die immer noch unübertrefflich akkurate British Broadcasting Corporation. Gelegentlich konnte ich - mit bescheidener Geste angebend - Bonner Amtsträgern draußen in der fernen Welt erzählen, wie hoch ihre Partei gerade eben Kommunalwahlen gewonnen hat. Doch das Werkzeug Weltempfänger ist geradezu unentbehrlich in Staaten, in denen Nachrichten zensiert werden. Kurzwelle kommt immer durch.