Im Ersten Weltkrieg waren unter den Todesopfern zwei Prozent Zivilisten, im Zweiten Weltkrieg waren 48 Prozent der Opfer Unbeteiligte, in Vietnam sind schon 90 Prozent der Kriegstoten Frauen, Kinder und Alte. Aber da wird kein Protest mehr erhoben, da schweigen namentlich die Verbündeten der USA, da sieht die westliche Welt zu, wie ihre Vormacht ihre eigenen moralischen Grundsätze in Trümmer legt und hemmungslos zerstört und vernichtet.
Sinn hat der amerikanische Bombenterror nicht. Militärisch bewirkt er nichts, und ob er die politischen Folgen überhaupt haben kann, die Washington sich erhofft, ist mehr als fraglich. Man kann nicht umhin, die Reaktion der nordvietnamesischen Führung auf den uneingeschränkten Vernichtungskrieg aus der Luft als ruhig, gemessen, würdevoll zu bezeichnen; Hanois Führungsmannschaft wird mit den USA nicht mehr verhandeln, solange sie ihren schmutzigen Krieg fortsetzen. Nicht daß die Führer der Lao-Dong-Partei Apostel der reinen Moral wären, nicht daß sie auf Terror verzichtet hätten; aber selbst die erbittertste Ablehnung des vietnamesischen Kommunismus kann Völkermord nicht rechtfertigen.
Napalmbomben sind mehr als nur eine Weiterentwicklung der Phosphorbomben, die vor 30 Jahren Städte in Europa vernichtet haben. Sie treffen die Zivilbevölkerung in einem Maße, daß die Vorstellungskraft selbst nach den Erfahrungen des letzten europäischen Krieges versagt. Splitterbomben, die wieder nur Unbewaffnete und Ungeschützte treffen und gezielt gegen sie eingesetzt werden, wirken verheerender als die Dumdum-Geschosse, die von allen zivilisierten Nationen geächtet sind. Und bei der Zielsicherheit, auf die sich die amerikanischen Militärs so viel zugute halten, sind Treffer auf Schulen und Krankenhäuser auch keine Zufälle mehr.
Das Argument, Hanoi müsse nur kapitulieren, und sofort werde der übelste Vernichtungsfeldzug der jüngeren Geschichte eingestellt, ist nichts als Demagogie. Den Willen, das Gemetzel politisch zu beenden, hat Nordvietnam gezeigt. Es hat verhandelt, es hat ein Übereinkommen erzielt, dabei möglicherweise die amerikanische Seite am Verhandlungstisch hier und da aufs Kreuz gelegt, einiges auch festgeschrieben, was es mit militärischer Gewalt herausgeholt hatte; aber dann waren es doch die USA, die noch 126 "Korrekturen" anbringen wollten, dann hat doch die Regierung Nixon nach dem demagogischen Erguß, der Friede stehe vor der Tür, von sich aus das Ausgehandelte liquidiert und von sich aus den Terror aus der Luft aufgenommen.
Dabei hat sie sich der Glaubwürdigkeit begeben, die Vorbedingung für alles Weitere wäre. Mit den Bombenlasten hat der amerikanische Militärapparat die eigenen moralischen Grundsätze abgeworfen, Freiheit zur Freiheit der Vernichtung verfälscht und Demokratie zur Ausrede für Selbstherrlichkeit degradiert. Wohl, die USA sind intern noch immer ein demokratischer Staat, sie haben für sich viele Träume verwirklicht, sie bieten ihren Bürgern ein fast unvergleichbares Maß an Freizügigkeit und - wie es in ihrer eigenen Verfassung heißt - Recht auf Glück. Aber daß sie in Vietnam für diese Ideale einstünden, können nur noch Weltfremde annehmen; da widerlegt jeder Tag grausam den amerikanischen Traum.
Es schweigt auch die Bundesregierung; ihre sanft wertenden Erklärungen sind der nordvietnamesischen Führung auf den uneingeschränkten Vernichtungskrieg aus der Luft als ruhig, gemessen, würdevoll zu bezeichnen; Hanois Führungsmannschaft wird mit den USA nicht mehr verhandeln, solange sie ihren schmutzigen Krieg fortsetzen. Nicht daß die Führer der Lao-Dong-Partei Apostel der reinen Moral wären, nicht daß sie auf Terror verzichtet hätten; aber selbst die erbittertste Ablehnung des vietnamesischen Kommunismus kann Völkermord nicht rechtfertigen.
Napalmbomben sind mehr, als nur ein Weiterentwicklung der Phosphorbomben, die vor 30 Jahren Städte in Europa vernichtet haben. Sie treffen die Zivilbevölkerung in einem Maße, daß die Vorstellungskraft selbst nach den Erfahrungen des letzten europäischen Krieges versagt. Splitterbomben, die wieder nur Unbewaffnete und Ungeschützte treffen und gezielt gegen sie eingesetzt werden, wirken verheerender als die Dumdum-Geschosse, die von allen zivilisierten Nationen geächtet sind. Und bei der Zielsicherheit, auf die sich die amerikanischen Militärs so viel zugute halten, sind Treffer auf Schulen und Krankenhäuser auch keine Zufälle mehr.