Carolus: Die Rumänen

Frankfurter Rundschau, 29. Juni 1990
Die Rumänen, hörte ich aus der Richtung der Mattscheibe, kamen mit einem Doppelstopper. Das, meine ich, wäre doch in Italien nicht nötig; andererseits kenne ich balkanische Gasthöfe, in denen man dringend einen braucht. Sonst läuft das Wasser ab, ehe man sich fertig rasiert hat. Da muß bei den Rumänen ein kulturbedingtes Vorurteil mitgewirkt haben.

Daß der Begriff aber gar nichts mit sanitären Einrichtungen zu tun hat, hat mir später ein Kollege erklärt. Er arbeitet in der Sportredaktion und beherrscht daher eine eigene Sprache. Darin bedeutet Doppelstopper einen Menschen, der einen Ball oder einen Berufskollegen, den der Vorstopper nicht erwischt hat, letztinstanzlich wegtritt.

Das häufigste mir bisher unbekannte Wort heißt ola. Es wird immer gebraucht, wenn das Spiel, wie es in der Fachterminologie heißt, verflacht. Diese Einsicht verdanke ich den öffentlich-rechtlichen Herren, die die Tradition der Moritatensänger fortsetzen, indem sie mit möglichst einfachen Worten erklären, was auf dem Bild schon zu sehen war. Ich schaute im türkischen Wörterbuch nach und fand: olacak, das bedeutet: Trottel, Blödian. Sehr zutreffend. Aber wieder korrigierte mich der Kollege. Es heiße doch im vollen Wortlaut La-Ola-Welle und sei spanisch. La ola bedeutet indes laut Lexikon für sich ganz allein schon "Welle". Weshalb also dasselbe nochmal auf deutsch? Ist da ein Doppelstopper zugange?

Pässe, auch das erfuhr ich, gibt es in verschiedener Form. Es gibt Quer-, Steil- und Rückpässe. Letztere berechtigen zur Wiedereinreise. Es gibt auch Alpenpässe, und weil die Briten da hinübermüssen, schlagen sie den Ball gewohnheitsmäßig so hoch, daß sie die Ozonschicht empfindlich treffen. FC Liverpool sei schlimmer als FCKW, heißt es.

Neuerdings wird auf Pässe oft ganz verzichtet Das geschieht dann, wenn sich die beiden Staaten in einem Schengener Abkommen verpflichten, niemanden in die Nähe ihrer Tore kommen zu lassen und einander zu diesem Zweck Amtshilfe gewähren (Verfolgung bis in den fremden Strafraum).

Was man beim Fußball ebenso oft wie einen guten Paß braucht, ist die Notbremse. Man betätigt sie, indem man einem Berufskollegen von der Konkurrenzfirma die Beine weghackt. Wer das tut, dem wird nicht ein Paß gezeigt, sondern eine Karte, und zwar die grüne Versicherungskarte.

Sie sehen, das Spiel ist rund, und der nächste Ball ist immer am schwersten. Daher führen die verschiedensten Wege nach Rom, und wenn einer etwas völler zulangt, darf er sofort hin-, also heimreisen.

Dafür wiederum fehlen Jürgen Möllemann die Worte. Vielen, vielen Dank, Herr Minister!