Der rechte, vielmehr linke, Witz ist nämlich eine furchtbare Waffe im Klassenkampf. Es kommt nur darauf an, daß er in den Händen und Hirnen bewährter, politisch zuverlässiger Genossen verbleibt. Zu diesem Zweck bestehen die "Ausgezeichneten Volkskunstkollektive der DDR", deren Wirken nunmehr im Gesetzblatt Nummer 26/1986 durch eine "Anordnung über die Rechtsstellung, Anleitung und Finanzierung ehrenamtlich geleiteter Karnevalsklubs" geregelt worden ist.
Das war auch bitter nötig. Was nützt es der gerechten Sache, wenn ein Genosse Volkskunstkollektivist einfach und ideologisch unreflektiert Ostfriesenwitze reißt, zumal es in dieser ernsthaften Problematik wegen des Sträubens des Imperialismus noch kein Nichtweiterverbreitungsabkommen mit völkerrechtlich bindender Wirkung gibt? Nichts, Genossen. Es schadet vielmehr; denn diese sogenannten Witze entfremden das kämpfende ostfriesische Proletariat von seinen Klassenbrüdern.
Auch die zeichnenden verdienten Meister des Welthumors müssen sich ihrer Verantwortung gegenüber der internationalen sozialistischen Bewegung bewußt sein. Es ist defaitistisch und lenkt von den großen Problemen der Weltrevolution ab, wenn ein Karikaturist einfach einen Menschen auf einer Bananenschale ausgleiten läßt. Läßt er gar einen Arbeiter ausrutschen, so verunglimpft er das Proletariat, das er als tölpelhaft hinstellt. Läßt er indessen einen feisten Kapitalisten dahinschlittern, so ist dies schon besser; doch so einfach, Genossen, ist der Kapitalismus nicht zu stürzen, schon gar nicht in seinem höchsten Stadium, dem des Imperialismus. Es muß auch die internationale Verschwörung der Multis gezeigt werden, die mittels der Bananen die Völker Mittelamerikas ausbeuten und das tapfere, kämpfende Nicaragua zu erdrosseln versuchten. Nein, imperialistische Bananenschalen sind eine komplizierte satirische Waffe, die man überlegt handhaben muß.
Halten sich die werktätigen Humorschaffenden an diese einfachen revolutionären Überlegungen, werden sie gewiß Weltniveau erreichen.