Carolus: Ein Mann erinnert sich

Frankfurter Rundschau, 17. Juli 1981
Wir versprechen wirklich nicht zuviel: Franz Josef Strauß schreibt seine Memoiren, und das wird ein spannenderes Buch als der Bestseller von Karl May ("In den Schluchten des Balkans"). Endlich werden wir alles erfahren, wie es in Wirklichkeit damals war mit Onkel Aloys, oder was für ein Panzer sich hinter der Abkürzung HS-30 verbirgt, oder wer denn dieser sonderbare Amerikaner namens Lockheed war - ach, Starfighter hat er uns verkauft, da schaugn's. Aberwer konnte das auch wissen, so viele Akten sind nicht mehr auffindbar...

So begreifen wir nun auch, schier neunzehn Jahre hat's gedauert, weshalb Bundesbehörden im Oktober 1962 das berühmte Archiv eines berühmten Hamburger Wochenmagazins so eifrig studiert haben; ja sogar mitgenommen hatten sie es.

Was hat die böse Presse, besonders die linke Kampfpresse, doch immer gelästert, weil ein Untergebener des Franz Josef Strauß - Sie erinnern sich? Er war damals Verteidigungsminister in Bonn - einen journalistischen Kollegen in Malaga hatte energisch bitten lassen, nach Deutschland zu kommen und sich nicht aus der Zelle - Verzeihung, von der Stelle zu rühren.

Aber nun klärt es sich alles auf. Der Mann, der das alles veranlaßt hat, wollte sich nur ganz genau erinnern. Er brauchte die verschwundenen Akten, er brauchte das Archiv des Hamburger Nachrichtenmagazins, und er brauchte den Redakteur Conrad Ahlers, um die Lücken in seinem Gedächtnis zu schließen. Es war alles ganz harmlos. Er hat bloß seine Notizbücher verloren, das kann ja passieren.

Franz Josef Strauß schreibt seine Memoiren und alle, die sich als seine Opfer fühlten, haben ihm geholfen. Ob sie wollten oder nicht. Wir werden das bald nachlesen können. Wenn der Autor es nicht aus Bescheidenheit vorzieht, über all dies zu schweigen.